Der Flug des Kranichs
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Blutiges Handwerk

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Beitrag  Imrayon Mo Apr 23, 2012 6:15 am

Wie üblich reagierten die Tiere und Kinder zuerst auf Gulgari. Eine Katze, die eben noch auf einem Holzstoß geschlafen hatte, hob den Kopf und fauchte mit angelegten Ohren. Ein Hund rannte bellend auf Gulgari zu und überschlug sich fast, in dem er hin und her sprang und sich heisser bellte. Ein kleines Kind, dass damit beschäftigt war, sein beschmiertes Hemd noch mehr zu beschmieren sah in Gulgaris Richtung, verzog das Gesicht und fing an zu weinen.
Ungeachtet dessen ging Gulgari die Hauptstraße entlang und führte Asche, sein untotes Pferd an den Zügeln. Auf dem Rücken des Pferdes lag ein in eine Decke eingeschlagene Gestalt. Die Decke und der Sattel waren fast schwarz durch das geronnen Blut. Eine Wolke Fliegen folgte dem Pferd und freute sich, auf die prächtige Gelegenheit. Eine Frau, die gerade mit einem Wäschekorb unter dem Arm aus dem Haus kam, erschrak und starrte entsetzt auf die herabbaumelnde, knochige, klauenbewehrte Hand, die unter der Decke hervorgerutscht war.
Gulgari folgte der Hauptstraße und beachtet, die tuschelnden und starrenden Dorfbewohner nicht. Aus dem Haus des Dorfvorstehers wand sich eine Menschenschlange, die schwatzen und darauf warteten vorgelassen zu werden. Gulgari blieb vor dem Haus stehen und warf dem Pferd die Zügel über den Kopf. Die Menschen in der Schlange bemerkten ihn und machten erschrocken Platz. Das Pferd blieb in einem Kreis aus Dorfbewohnern stehen, der erstaunlicherweise nicht kleiner wurde. Der Dorfvorstand schrie gerade einen Bauern mit einem Huhn im Arm an. Als Gulgari eintrat wurde es schlagartig ruhig und alle Blicke waren auf den Todesritter mit dem Schwert auf dem Rücken gerichtet. Gulgari blieb vor dem Tisch des Vorstehers stehen und wartet einen Moment. "Ähm....." sagte der Vorsteher und sah zu Gulgari hoch. "Ich habe euer Problem gelöst." beantwortete Gulgari die nicht gestellte Frage.
"äh....welches Problem?" fragte der Vorsteher verwirrt.
"Das Problem der Kikimora." sagte Gulgari ungerührt.
"äh...." Der Dorfvorsteher sah ihn verständnislos an. Gulgari wartet geduldig. Für einem Moment legte sich ein peinliche Stille über den Raum, das nur vom unterdrückten Husten eines alten Mannes auf einer Bank im hinteren Bereich der Stube unterbrochen wurde.
"Äh...was soll das sein? Dieses Kikimiki?" fragte der Vorsteher.
"Das ist das Ungeheuer, dass im Nachbardorf drei Kinder und eine Kräuterfrau auf dem Gewissen hatte." erklärte Gulgari ruhig.
"Äh....und was hat das mit uns zu tun?" fragte der Vorsteher misstrauisch.
"Was zahlt ihr dafür?" Gulgari war immer noch völlig ruhig.
"Äh...zahlen? Was zahlen?
"Dafür, dass ich das Vieh erledigt habe und eure Leute jetzt sicher in den Wald gehen können."
"Ähm...." Der Vorsteher kniff die Augen zusammen. "Wir zahlen gar nichts. Das ist doch nicht unser Problem."
Gulgari zuckte mit den Achseln. "Wie ihr meint." Damit dreht er sich um und verliess den Raum. Darauf hin setzte lautes Gemurmel ein.
"Klar doch.." murmelte der Vorsteher verägert. "Vieleicht zahlen wir noch für die Probleme anderer Leute."
Von draußen kam ein Geräuch, als wenn man einen sehr großen Sack mit Fischabfällen fallen läßt und ein vielstimmiges Entsetzensgeschrei. Die Leute stürzen zur Tür und rammten sich gegenseitig, um nach draußen zu kommen. Gulgari stand neben seinem Pferd und hatte die leere, stinkende Decke in der Hand. Vor ihm lag der aufgedunsene, spinnenförmige Leib des Untiers mit den dünnen, unnatürlich langen Gliedmaßen und dem Maul voller Haifischzähne. Die Dorfbewohner zeigten das ganzen Spektum menschlichen Entsetzen. Fassungsloses Starren, Erbrechen, Weinen, hysterisches Schreien. Und alles in nur wenigen Momenten. Gulgari untersuchte gelassen die Decke und rieb damit das geronnen Blut vom Rücken seines Pferdes. Währenddessen gewannen einige Dorfbewohner ihre Fassung wieder. "U..u..und was jetzt" stammelte der Vorsteher.
Gulgari dreht sich nicht mal um, als er anwortet. "Jetzt ist es euer Problem."
Damit stieg er auf sein Pferd und korrigierte den Sitz des Schwertgurtes. Er schnalzte kurz mit der Zunge und Asche setzte sich gehorsam in Bewegung.
Er war noch nicht mal aus dem Dorf raus, als ein Dorfbewohner ihm hinterhergerannt kam und schrie "Halt! Halt an! Wir zahlen! Wir zahlen!
Gulgari zügelte Asche und gestattet sich ein kurzes Lächeln.

Imrayon
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