Geschichten um Rahja

Versuchung

Blasses Licht fiel durch das Fenster. Leise konnte sie das Klingen von Kristall hören, ein Geräusch, das Rahjania dazu brachte, aus der wohligen Umarmung des Schlafes zu kriechen und langsam aufzuwachen. Wohlig seufzend drehte sich die Anachoretin auf die Seite, die Augen noch geschlossen. Doch da runzelte sie die Stirn. War das die Bettdecke, die sie auf der Haut spürte? War sie etwa nackt? Warum war sie nackt? Schnell schlug sie die Augen auf…..
….und sah einen breiten Männerrücken.
Ah, deswegen, dachte Rahjania amüsiert, als sie die blaue Haut sah. Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Priesterin, als sie den schlafenden Krieger betrachtete. Die breiten Schultern riefen förmlich danach, sich wieder hinzulegen und an sie zu schmiegen. Es wäre bestimmt schön, noch ein wenig die Wärme zu genießen. Er würde sich im Halbschlaf umdrehen und einen seiner mächtigen Arme um sie legen. Und Rahja würde ihren Kopf an Dreleas‘ Brust legen und seinen ruhigen Herzschlag hören. In diesem Moment würde sie sich zuhause fühlen. Ja, es war verlockend, liegenzubleiben. Hier im Bett waren die Sorgen des Tages fern. Nur einmal….nur für fünf Minuten…
Die Anachoretin schloss für einen Moment ihre Augen. Das Bett roch nach ihm…..Ruckartig stand sie auf. Durch die abrupte Bewegung murrte Dreleas im Schlaf, aber er wachte nicht auf. Schnell wusch sie sich und zog sich die Robe der Anachoreten über. Sie würde ihre Pflicht nicht vernachlässigen. Die Kinder und die Verletzten brauchten sie. Leise huschte sie aus dem Zimmer, ohne noch einmal einen Blick auf ihren Geliebten zu werfen. Die Draenei argwöhnte, dass sie vermutlich der Versuchung sonst nicht widerstehen könnte, doch noch zurück ins Bett zu kriechen. Als ihre Füße den tausendmal gegangenen Weg zu A’dal fast alleine beschritten, nagte das schlechte Gewissen an ihr. Persönlich ist nicht wichtig, ermahnte sie sich, ich werde gebraucht.

Das hast du wunderschön geschrieben :,(

Schmerzen

Rahjania wachte in ihrem Bett auf. Sie hatte auf der verletzten Schulter gelegen und der Schmerz hatte sie geweckt. Leise fluchte sie, was sicher jeden Priester zum Stirnrunzeln gebracht hätte. Es war nicht die erste Wunde und würde auch nicht die Letzte sein, die sie je erhalten würde. Dennoch schmerzte diese besonders. Warum? Weil er sie ihr zugefügt hatte. Dreleas. Schnell schüttelte Rahjania den Kopf, dass ihre braunen Locken nur so flogen und sie wieder ins Bett kippte.
Nein, er war es nicht gewesen, sondern dieses Ding. Es hatte gesungen, sie hatten es in ihren Köpfen gehört. Der Gesang war so schön gewesen! Er hatte geklungen wie das Klirren von A’dal. Und dann hatte er….sie… er hatte….
Rahjania rieb sich die Schulter. Nein, er war es nicht gewesen. Dreleas würde nie die Waffe gegen sie erheben. Oder doch? Wieder schüttelte sie energisch den Kopf. Würde er nicht. Sie sah es in seinen Augen. Diese waren voller Reue und Schuld. Nachts hatte sie ihn schluchzen gehört. Rahjania wurde bewusst, dass der körperliche Schmerz schneller verheilen würde als der seelische. Sie hoffte, dass dieser ebenfalls heilen würde - irgendwann. Und sie würde alles tun, um Dreleas dabei zu helfen, weil es ihre Pflicht war - und weil sie ihn liebte.